Der Galgo español - eine Seele von einem Hund
"Sein Blick scheint immer in die Ferne zu gehen, bis er einem direkt in die Augen sieht. Dann sieht er in die innerste Ecke und Winkel der Seele.
Gross, graziös und stolz. Für viele Leute ist der Anblick eines Galgos schlicht beeindruckend. Einfach nur toll, wenn er im vollen Lauf über die Felder fliegt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass das einzige Ziel dieser Perefektion die Jagd ist. Heute wird der Galgo vor allem dafür eingesetzt, den Hasen- und Kaninchenbestand zu dezimieren oder für die Rennbahn. Die ein- bis dreijährigen werden häufig abgegeben als "nichtjagdtauglich". Gerade die älteren Galgos werden abgegeben, weil sie in der vorgehenden Jagdsaison gelernt haben wie der Hase seine Flucht organisiert. Er hat dazu gelernt und lässt sich nicht mehr vom Hasen abhängen.
Die spanischen Jäger verlangen von ihren Galgos eine selbständige Jagdweise. Das bedeut, dass der Jäger mit dem Hund während der Jagd keinen Sicht-, Sprach- oder sonstigen Kontakt aufnimmt. Der Galgo soll von sich aus den Hasen aufstöbern, jagen, fangen, erlegen und dem Jäger freigeben. Hinzu kommt, dass Galgos paarweise jagen. Sie kooperieren also auch bei Höchstsgeschwindigkeit mit einem zweiten Galgo. Das heisst, dass der Galgo, während er über die Wiesen rennt, Entscheidungen fällt, sich strategisch bewegt und seine Aktionen auf einen Hundepartner abstimmt.
Er ist nicht nur schnell und ausdauernd (Galgos sind Mittelstreckenläufer, die ihr Tempo von bis zu 65 km/h problemlos über weitere Distanzen halten können), sondern auch ein selbständig denkender Jagdhund. Wer dieses Verhalten kennt, sollte meinen, dass es unmöglich ist, einen Galgo in unsere Art der Hundehaltung zu integrieren. Doch genau seine Kooperationsfähigkeit hilft ihm, sich an unsere Lebensweise anzupassen. Man muss ihm zeigen, dass man an der Kommunikation und Kooperation mit ihm grosses Interesse hat, auch wenn man im Freien ist. Wer das versteht, kann dem Galgo mit ruhiger und klarer Anleitung einen Weg in diese für ihn gänzlich unbekannte Welt zeigen und gleichzeitig sein Vertrauen gewinnen.
Was man unbedingt wissen muss, dass der Galgo aus dem Tierschutz Zeit braucht, bis er ein selbstsicherer, vergnügter Hund wird, der seine Vergangenheit abgeschüttelt hat. Erst wenn sie Vertrauen zu ihren neuen Menschen gewinnen, lernt man den echten Hund und meist auch mit ein paar Macken kennen. Man hilft ihm sehr, wenn man ihm von Anfang an klare Regeln gibt, ihm Zeit lässt, viel Ruhe gönnt und nur so viel Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten zukommen lässt, wie er gelassen verträgt.
Auch ist es nützlich, sich auf Startschwierigkeiten bei einer Adoption einzustellen. Dazu gehören:
- Stubenreinheit kennt ein Galgo nicht.
- Territoriales Verhalten kommt vor, da Galgos auch als Wachhunde gehalten werden.
- Aversionen gegenüber anderer Hunderassen. Obwohl oder gerade, weil Galgos andere Hunde sehr gut lesen können, reagieren sie oft stark auf deren Körpersprache. Das Fixieren eines Hütehundes oder das Aussehen eines Schäferhundes kann er als Provokation auffassen. Je nach Temperament und Erfahrung wird er die Begegnung meiden oder sich lautstark in Pose werfen.
- Der normale Spaziergang stellt zu Beginn eine enorme Herausforderung dar. Für den Galgo, der zuvor nur zur Jagd aus dem Zwinger kam, ist das entspannte Schnüffeln und Erkunden an der Leine etwas vollkommen Neues. Er wird in einer Mischung aus Jagd- und Habachtmodus durch die Gegend marschieren. Es lohnt sich zu Beginn, nur kurze Spaziergänge von fünf bis zehn Minuten zu unternehmen, am besten dieselbe Strecke hin und zurück. Zudem sollte man ihn loben, wenn er schnüffelt oder sich versäubert. Je entspannter der Galgo die Strecke bewältigt, desto eher kann man sie verlängern.
- Der Jagdmodus: Galgos sehen, riechen und hören überdurchschnittlich gut. Sie erkennen eine Katze problemlos in 300 Meter Entfernung und setzen ihr nach, wenn man sie nicht daran hindert. Ein Galgo kann man lange Zeit, manchmal für immer, nur in sicher eingezäunten Arealen frei laufen lassen. Erst wenn der Rückruf zu hundert Prozent funktioniert, kann man ihn in sicheren (verkehrs- und wildfreien Gegenden) ableinen, wobei man den Freilauf lange Zeit auf kurze Einheiten begrenzen sollte, denn er erfordert Konzentrazion, was den Galgo zu Beginn rasch ermüdet. Um diese Ermüdung zu kompensieren, kann er sich auf und davon machen.
- Unklare Kommunikation sowie Anspannungen des Halters: Der Galgo erkennt Unstimmigkeiten sofort und reagiert oft darauf, indem er vor dem Halter zurückweicht. Hat man einen schlechten Tag, ist es umso wichtiger, keine erzieherischen Experimente oder schwierige Spaziergänge zu unternehmen. Der Galgo meidet den angespannten Halter, weil er oft schmerzghaft gelernt hat, dessen Reaktion zu fürchten.
Gesundheit und Pflege
Galgos sind ausgesprochen gesunde Hunde. Sie werden gut und gerne 16 Jahre alt. Aber sie neigen zu Verletzungen, denn wenn sie im vollen Lauf durch den Garten oder über eine Wiese flitzen, bleiben sie leicht hängen und reissen sich die Haut auf.
Der Pflegaufwand ist minimal. Man muss regelmässig die Krallen kontrollieren und gegebenenfalls kürzen. Im Winter sollte man Windhundmäntel bereit haben, denn im Winter oder bei Regen ist ihm sonst zu kalt.
Wunschhund
Der Galgo ist ein hinreissender Hund, sowohl optisch wie auch in seinem Wesen. Dass er sich nicht erziehen lässt, ist ein Märchen. Es gibt mittlerweile Galgos, die wunderbar als Apportier- oder Suchhunde arbeiten. Er passt isch in der Regel sehr gut unserer Welt an und wird zu einem angenehmen Begleiter, der durch seine Würde auffällt. Er wird immer ein Freigeist bleiben, der seinen Raum braucht. Trotzdem bindet er sich ausgesprochen stark an seine auserwählten Menschen.
Wenn man sich die Zeit nimmt, ihm die Zeit lässt, auf sein Verhalten achtet (man erfährt dabei so einiges über seine Vergangenheit), mit ihm eine gemeinsame Sprache erlernt und ihn in schwierigen Situationen klar führt, bekommt man einen wundervollen, intuitiven Gefährten, der nicht nur hinreissend schön ist, sonder einem auch seine Seele schenkt.
Schulterhöhe:
Rüden 62 bis 70 cm
Hündinnen 60 bis 68 cm